Warum machen wir das?

Notunterkunfts- und Protestcamp am KIT

Studentisches Protestcamp für bezahlbaren Wohnraum auf der Forumwiese des Karlsruher Instituts für Technologie von Di. 16.10 bis Fr. 19.10:

Bezahlbarer Wohnraum ist in Karlsruhe – so wie in anderen Großstädten auch – Mangelware. Im Notunterkunfts- und Protestcamp auf der Forumswiese des KIT zelten Karlsruher Studierende gemeinsam vier Tage lang , um gegen explodierende Mieten und die Wohnungsnot in den Innenstädten Deutschlands insbesondere für Student*innen zu demonstrieren. Außerdem finden Studierende, die immer noch auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf sind, beim Notunterkunftscamp eine Zimmerbörse und bekommen weitere Unterstützung. Das Camp wurde von der Hochschulgruppe dieLinke.SDS ins Leben gerufen und findet in Kooperation mit dem AStA-Sozialreferat statt.

Die Mieten steigen immer weiter während das Einkommen der Bevölkerung vergleichsweise stagniert. Dabei sind Sozialwissenschaftler*innen, Immobilienexpert*innen und sogar Vermieter*innen der Meinung, dass eine Mietbelastung ab 30% problematisch ist, da sie nur noch wenig Geld zur Lebensführung lässt. In Karlsruhe betrifft das 38,5% der Einwohner*innen. Für 17,8% der Karlsruher*innen liegt die Mietbelastung sogar bei über 40%.

Aufgrund der steigenden Mietpreise können sich viele Menschen das Wohnen in der Innenstadt nicht mehr leisten. Deutschlandweit fehlen in Großstädten fast zwei Millionen bezahlbare Wohnungen. Auch an Sozialwohnungen ist der Mangel drastisch: Im Jahr 2014 hatten 18000 Menschen in Karlsruhe Anspruch auf eine Sozialwohnung, es existierten hingegen nur 3000. Diese Lage hat sich seitdem kaum verbessert. “Wir wollen keine Stadt, in der sich nur noch Reiche das Leben leisten können!” betonte Janosch H., der seine erste Semesterwoche deswegen zeltend auf dem Campus verbringen wird.

Studierende haben es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer. Dieses Jahr liegt die durchschnittliche Warmmiete für ein WG-Zimmer in Karlsruhe bei 390€. Damit übersteigt sie den im Bafög vorgesehen Betrag um fast das Doppelte. Noch dramatischer ist die Situation für ausländische Studierende. Sie sind laut Studien des Spiegels und des Bayrischen Rundfunks (2017) auf dem öffentlichen Wohnungsmarkt auf Grund von Diskriminierung in ihrer Wohnungswahl noch stärker eingeschränkt. Die Wohnheimplätze sind mit ihren Mieten zwar unter der Bafög-Wohnpauschale von 250€, aber diese Plätze sind stark begrenzt. Viele Studierende sind gezwungen, lange Strecken zu hohen Preisen zu pendeln oder sich in überteuerten Wohnungen in schlechtem Zustand einzumieten.

Neben Forderungen für mindestens 1000 neue Wohnheimplätze und mehr sozialem Wohnungsbau in Karlsruhe möchten die Protestierenden auch ein soziales Miteinander mit buntem Programm und spannenden Workshops gestalten. Denn immer wieder schafft es die öffentliche Verwaltung soziokulturelle Projekte für Freiraum zu verhindern. “Wohnen bedeutet für mich auch, sich gemeinschaftlich zu organisieren und Freiräume für gesellschaftliches Engagement und den Austausch mit Mitmenschen zu schaffen,” erzählt Lisa M.: “Wir wollen, dass diese Ideale sich in der Karlsruher Wohnraum-Politik widerspiegeln!” Durch das Notunterkunfts- und Protestcamp wird daher nicht nur versucht, die Wohnungsnot zu Beginn des Semesters etwas abzufedern, sondern die Studierenden schaffen auch einen temporären Freiraum, der zugleich Ideenwerkstatt, Vernetzung und politisches Statement ist.

Mit dem Notunterkunfts- und Protestcamp setzt die Hochschulgruppe dielinke.SDS zu Beginn des Semesters ein klares Zeichen gegen die aktuelle Wohnraum-Politik Karlsruhes.

dieLinke.SDS stellt konkrete Forderungen um den erhöhten Mietpreisen entgegenzuwirken:

  • Mind. 1000 neue Wohnheimplätze im Kostenrahmen der Bafög-Wohnpauschale
  • Anhebung der Bafög Wohnpauschale von 250 Euro auf 390 Euro
  • In Karlsruhe haben 18.000 Personen Anspruch auf eine Sozialwohnung, aktuell gibt es nur 3.000. Wir fordern mehr sozialen Wohnungsbau!
  • Keine Privatisierung auf dem Wohnungsmarkt – Wohnraum ist ein Grundrecht und keine Ware.
  • Vorkaufsrecht von Grundstücken für gemeinnützige Träger, Genossenschaften oder das Studierendenwerk. Bezahlbarer Wohnraum statt Immobilienspekulation!
  • Freiräume für selbstorganisierte und gemeinschaftliche Projekte schaffen (Bürger*innen-Versammlungen, offene Werkstätten, Leihläden, etc.)

 

Weiter führende Informationen:

https://www.studentenwerke.de/sites/default/files/dsw_wohnraumstatistik_2017.pdf

https://web3.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/statistik/pdf/2017/2017-jahrbuch.pdf

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/diskriminierung-auslaender-werden-bei-der-wohnungssuche-benachteiligt-a-1153297.html